Auch wenn wir beim letzten Beitrag gerade mal bis Brunsbüttel gekommen sind greife ich nun etwas vor und erzähle von unserer Reise auf der Staande Mastroute durch die Niederlande. Startpunkt war für uns die Robbengatschleuse neben dem Fischereihafen von Lauwersoog im niederländischen Wattenmeer. Übernachtet hatten wir in einer kleinen Marina auf der Seeseite der Schleuse nach unserer Ankunft aus Norderney am Abend zuvor. 

Robbengatschleuse

Die Robbengatschleuse trennt das Wattenmeer, vom Nationalpark Lauwersmeer. Für uns war es die erste Schleuse dieser Reise und konnten feststellen, dass wir seemännisch betrachtet noch viel Luft nach oben haben mussten. Immerhin kamen wir heile auf der anderen Seite an und die Tour durch das Binnenland Richtung Amsterdam konnte beginnen.

Für unsere Miss Sophie war dies übrigens ein Heimspiel, denn bis 2012 hieß sie Pollux und Lauwersoog war ihr Heimatrevier. Die Vorbesitzer wohnten in einem kleinen Ort namens Anjum, den wir nach kurzer Zeit passierten. 

Die Staande Mastroute ist eine Schifffahrtsroute durch die Niederlande und kann von Segelbooten mit stehenden Mast befahren werden. Die Route besteht aus einem nördlichen und einen südlichen Teil. Der nördliche führt von Delfzijl an der Emsmündung über Groningen, Lauwersoog, Dokkum und Leeuwarden nach Lemmer am Ijsselmeer. Von Amsterdam über Gouda, Rotterdam und Dortrecht führt der südliche Teil bis Willemstad in der Provinz Zeeland, von wo aus man wieder auf die Nordsee gelangt. Entlang der Route gibt es zahlreiche bewegliche Brücken und Schleusen, die bis auf wenige Ausnahmen kostenlos passiert werden können. Lediglich im nördlichen Teil der Route werden insgesamt 13 Euro Brückengeld fällig. Die Brückenwärter lassen hierzu einen Holzschuh an einer Angel zum Boot herunter, in den das Geld gesteckt wird.

Der erste Tag endete nach 9 Stunden und 28 Seemeilen bei herrlichem Wetter am Kanalufer im Zentrum von Leeuwarden. Unsere Strichliste für die passierten Brücken haben wir schnell wieder aufgegeben, können aber mit Sicherheit sagen, dass es viele sind. Oft werden die Brücken schon bei der Annäherung eines Bootes geöffnet, manchmal muss man auch kurz festmachen und sich für die Durchfahrt anmelden. Trotzdem läuft alles sehr entspannt und unkompliziert ab. 

Das Kanalufer von Leeuwarden mitten in der Innenstadt. Es gibt neben einer tollen Kulisse sogar Stromanschlüsse, Duschen und Toiletten.

Der zweite Reisetag begann mit einigen Brücken, was sonst, und einer Tour durch das Industriegebiet von Leeuwarden und endete am Abend 35 Meilen später in Lemmer am Ijsselmeer. Es gab wieder einmal Sonne satt und zum Abschluss des Tages eine Passage durch die Prinses Margrietsluis. Brav, wie wir nun einmal sind, waren wir vorsichtig zum Meldesteg gefahren, um einem überholenden großen Binnenschiff Platz zu machen. Der Kapitän gab uns allerdings lautstark und mit Händen und Füßen zu verstehen, dass wir vor ihm einfahren sollten und zwar pronto! Das war sehr gut gemeint, denn so konnten wir sofort geschleust werden und durften als Erste wieder aus der Schleuse heraus. Besser geht’s nicht. In Lemmer war der von uns angepeilte Binnenhafen in der Altstadt komplett überfüllt und wir mussten draussen bleiben, was sich aber als sehr angenehm erwies. Wir hatten es vom unserem sehr ruhigen Liegeplatz aus nur wenige Gehminuten bis in die City und ersparten uns damit, direkt vor einem Restaurant oder einer Bar liegen zu müssen.

Der dritte Tag führte uns bei mehr oder weniger schwachem Wind über das Ijsselmeer. Überhaupt kamen wir inzwischen auf stolze 65 Motorstunden und vermutlich weniger als 5 Stunden unter Segeln. So hatten wir das nicht geplant. Dafür gab’s im Gegenzug perfektes Sommerwetter mit Sonne satt. Nur leider ohne Wind. Ok, manchmal kam er auch aus der falschen Richtung oder war einfach zu schwach. Aber so ist das halt. Den Wind kann man nicht buchen und selbst mit dem Wünschen wird man über die Jahre vorsichtig. Das Wetter ist wie es ist – mach was draus.

Was allerdings in Massen unterwegs war, das waren die Fliegen. Ganz kleine Biester und auch ein paar Größere. Gefühlt so um die 10 Millionen und alle auf unserem Boot. Es wurde erst am Abend besser, als wir schon im Hafen von Hoorn lagen.

Der WSV Hafen von Hoorn war ein echter Glücksgriff. Ruhig, klein und umgeben von viel Grün. Der Hafen gehört zum lokalen Segelverein und war ein sehr angenehmer Kontrast zur großen Marina gegenüber. Einzig bei der Einfahrt mussten wir richtig langsam machen wegen einiger Schwimmer mitten in der Einfahrt und ein paar im Hafenbecken verteilter SUP Paddler. Wir blieben 2 Tage in Hoorn. Übrigens wurde das Kap Hoorn nach einem Seefahrer aus dieser Stadt benannt. 

Schließlich hieß es Kurs auf Amsterdam zu nehmen und, man mag es kaum glauben, unter Segeln. 

Der Weg von Hoorn nach Amsterdam ist relativ einfach zu finden. Im Prinzip geht es eine Weile nach Süden durch das Markermeer und dann rechts ab bis zur Schellingwouderbrücke, die wir als letztes Boot eben gerade noch passieren durften, bis sie sich wieder für eine Weile schloss. Es folgte noch eine Schleuse, die wir ebenfalls mit einer Reihe anderer Boote passierten und dann waren wir mitten im Hafengebiet von Amsterdam. Gefühlt war hier noch um Einiges mehr Verkehr als im Hamburger Hafen und es ist ratsam, keinem der vielen Frachtschiffe oder Fähren in die Quere zu kommen.     

Auf Anraten unseres Freundes Wolf Knipfer, einem erfahrenen Skipper, der Amsterdam gut kennt, haben wir uns ein Plätzchen in der Ijdock Marian reserviert. Die Einfahrt durch eine kleine Hubbrücke hat bei Wind ihren Reiz und wir waren froh, unseren Anleger nach einem schweißtreibenden Anlegemanöver genießen zu können ohne das etwas zu Bruck gegangen wäre. Unsere Miss gehört hier zu den eher günstigen Bootsmodellen, aber ich wollte sie für kein anderes Eintauschen.

Morgen Nacht soll es nun nach 4 Tagen Aufenthalt in Amsterdam weitergehen in Richtung Rotterdam. Zu Amsterdam gibt es später noch einen separaten Beitrag. Auch Hamburg, Helgoland und Norderney werden noch nachgeliefert. So langsam schaukeln wir uns hier ein und das ist gut so. 🙂 

 Nochmal kurz zurück zu Wolf. Wir kennen uns seit fast 10 Jahren und ich, Markus, bin schon einige Törns und mehrere tausend Seemeilen mit ihm gefahren, davon zweimal von La Coruna über Madeira nach Las Palmas. Von Wolf habe ich einiges gelernt und schätze seine entspannte und ruhige und Art. Er ist ein sehr umsichtiger und vor allem sicherheitsbewusster Skipper und inzwischen auch ein guter Freund. Sein Blog ist sehr lesenswert und unter www.segelwolf.com zu finden. Wer einmal Hochseesegeln erleben möchte oder auch für seinen SKS Schein üben möchte ist bei Wolf in den besten Händen.  

Schreibe einen Kommentar