Ursprünglich hatten wir geplant, während unserer Tour regelmäßig und umfassend von unseren Erlebnissen zu berichten. Das hat nun nicht wirklich funktioniert und so blieb unser Blog in den letzten acht Wochen komplett unbearbeitet. Natürlich ist in der Zwischenzeit Einiges passiert und so möchten wir versuchen, zumindest eine Zusammenfassung zu schreiben, um diese dann später zu ergänzen.
Unsere Reise steht unter dem Motto ‚Auszeit in Teilzeit‘, denn wir reisen ja in Etappen von 6 Wochen bis zu 3 Monaten und verbringen dazwischen jeweils einige Zeit Zuhause in Heidelberg, bevor es mit dem Boot weitergeht. Aktuell befinden wir uns im dritten und bisher längsten Reiseabschnitt, der uns inzwischen bis nach Lanzarote geführt hat, doch hierzu später mehr…
Unsere Reise begann am 16. Mai 2020 mit dem Auswintern der Miss Sophie in Büdelsdorf bei Rendsburg am Nord-Ostsee-Kanal. Abends überführten wir das Boot noch zum Regatta-Verein Rendsburg, wo wir noch einige Arbeiten erledigten um dann für ein paar Wochen nach Hause zu fahren. Am 09. Juni ging es dann aber wirklich los und wir machten uns auf die Reise durch den NOK über Brunsbüttel zum Cityhafen in Hamburg, wo wir einige Tage verbrachten um dann, ganz standesgemäß, von dort aus in die große weite Welt zu starten.
Bedingt durch die sich entwickelnde Corona-Pandemie waren wir mit unserem Zeitplan schon gute sechs Wochen in Verzug, denn nach unserer Planung hätte die Reise bereits Ende März beginnen sollen, was sich aber als unmöglich erwies. Mit Hamburg im Kielwasser ging es weiter über Cuxhaven nach Helgoland und Norderney und von dort über die ‚Staande Mastroute‘ quer durch die Niederlande. Weiter durch den Englischen Kanal mit Stopps in Ostende, Boulogne-sur-Mer, Dieppe, Fécamp und schließlich Le Havre, wo wir unsere Miss am 16. Juli schweren Herzens alleine zurückließen um, wie geplant, einige Wochen in Heidelberg zu verbringen und zu arbeiten. Alleine über diesen Reiseabschnitt ließe sich problemlos ein ganzes Buch füllen und es werden noch einige Blogbeiträge hierzu folgen.
Weiter ging es mit dem zweiten Teil am 27. August ab Le Havre. Genau genommen ging es erstmal nirgendwohin, jedenfalls nicht mit dem Boot, denn vor den Toren Le Havres hatte sich ordentlich schlechtes Wetter zusammengebraut und das gehört nicht zu den Dingen, die wir beim Segeln schätzen.
Wir verbrachten eine gute Woche in der Marina von Le Havre und erkundeten die nähere Umgebung per Mietwagen. Die Region ist voller historischer Spuren und Mahnmale, die eindrücklich an die Geschehnisse erinnern, welche am 06. Juni 1944 mit der Invasion der Alleierten am sogenannten D-Day ihren Anfang nahmen. Wir sahen einige bekannte Orte, wie den Omaha Beach, den Pointe du Hoc und mehr. Auch wenn diese Ereignisse inzwischen schon über 75 Jahre zurückliegen, waren sie für uns sehr präsent und teilweise schwer zu ertragen. Wir haben uns mehr als eine Träne aus den Augen gewischt und auch Tage später hatten wir noch Bilder der Kämpfe im Kopf, die sich dort zugetragen haben.
Man könnte bei all dem vergessen, dass die Normandie eine der schönsten Regionen ist, die wir bisher kennenlernen durften. Die Menschen waren überaus gastfreundlich, die Landschaft sehr sehenswert und das Essen himmlisch. ‚Essen wie Gott in Frankreich‘ ist keine Phrase, sondern hat durchaus einen wahren Kern. Schließlich verließen wir die Marina von Le Havre und segelten los Richtung Westen. Wir erreichten Saint-Vaast-La-Hougue und erreichten damit unseren ersten Tidenhafen, der nur zeitweise, nämlich bei entsprechend hohem Wasserstand, erreichbar ist. Fällt der Wasserstand im Hafen unter ein gewisses Niveau schließen sich Schleusentore an der Hafeneinfahrt und verhindern so, dass das Hafenbecken komplett leerläuft. Einige Stunden später, wenn das Hochwasser nicht mehr fern ist, öffnen sich die Tore und die Ein- oder Ausfahrt ist wieder möglich.
Nach ein paar Tagen in St. Vaast, zog es uns raus mit dem Ziel Cherbourg und weiter in Richtung Camaret-sur-Mer. Leider war die Entscheidung loszufahren nicht ganz so clever, denn draußen fühlte sich das Wetter deutlich schlechter an, als ich es nach der Vorhersage erwartet hatte. Es war nicht wirklich schlechter, nur war mir nicht bewusst, wie blöd es sich anfühlen würde, wenn man bei Windstärke 6 mit einem dagegen stehenden Ebbstrom von gut 3 Knoten zu tun hat und dazu einen Am-Wind-Kurs fahren muss, um sich von der gefährlichen Küste freizuhalten. Leider waren wir erst kurz vor Schließung der Tore losgefahren, so dass der Weg zurück versperrt war. Es blieb also beim Ziel Cherbourg, welches wir nach 6 Stunden auch sicher erreichten. Diana litt die ganze Zeit massiv unter Seekrankheit, was mir sehr leid tat, denn das war meiner Ungeduld geschuldet und vollkommen unnötig gewesen. Am nächsten Tag hätten wir die Strecke bei herrlichem Wetter zurücklegen können. Nach diesem Erlebnis waren meine Sinne, das Wetter betreffend, nochmals deutlich geschärfter.
Cherbourg war nur ein kurzer Zwischenstopp zum Ausschlafen und Tanken. Weiter ging es am nächsten Morgen in Richtung Camaret-sur-Mer. Hierbei passierten wir auch die englischen Kanalinseln, die wir gerne besucht hätten, was aber wegen der strengen Quarantäneregeln leider nicht möglich war. Dieser Weg wurde dann auch unsere erste Nachtfahrt, denn vor uns lagen immerhin knapp 180 Seemeilen, also etwa 330 km. Wir erreichten Camaret, einen kleinen ehemaligen Fischerort in der Bretagne, am frühen Nachmittag des nächsten Tages. Das Wetter hatte sich beruhigt, so dass wir unterwegs einige Delphine und sogar eine Robbe beobachten konnten. In Camaret habe ich vor über 20 Jahren meine Prüfung zum Tauchlehrer absolviert und konnte mich so an Manches noch recht gut erinnern. Andere Dinge hatte ich völlig anders in Erinnerung, wohl weil ein menschliches Gehirn kein objektiver Zeuge ist, sondern sich die Welt gerne so konstruiert, wie es ihm am besten passt. Die Momente, an denen mir dies bewusst wird, sind eher selten und ich vermute, dass ich damit nicht alleine bin.
Camaret-sur-Mer ist für gewöhnlich ein guter Absprunghafen für die Überquerung der Biskaya in Richtung A Coruña in Spanien. Das dies allerdings keine Option für uns war, wurde mir erst hier so richtig klar. Während ich der Biskaya-Überquerung mit Freude entgegensah war es bei Diana genau umgekehrt. Die Ungewissheit, was auf einer so langen Strecke alles passieren kann und die Angst vor der Seekrankheit, ohne die Möglichkeit einen Hafen anlaufen zu können, führten letztlich zur Entscheidung, weiter an der Küste entlang zu segeln, und die Schönheiten Frankreichs auf uns wirken zu lassen. Eine Wahl, die wir keine Sekunde bereut haben! Gut ausgestattet mit Insiderstipps unserer Freunde Wolf Knipfer und Jason Wright, die die Gegend bestens kennen, tingelten wir entspannt von Camaret-sur-Mer über den spektakulären Raz de Sein nach Loctudy und weiter nach Lorient, wo wir einige Tage verbrachten um Admiral von Schneider, unseren elektrischen Autopiloten, reparieren zu lassen. Dieser hatte kurz nach der Abfahrt aus Camaret seinen Geist aufgegeben und ziemlich hässliche Geräusche verlauten lassen, als würden in sich seinem Inneren gerade einige Zahnräder gegenseitig zermahlen. Eine Überquerung der Biskaya mit diesem defekten Teil wäre kein Vergnügen geworden. Als hätten wir’s geahnt!
In Lorient sahen wir auch einen Teil der Vendée-Globe Boote, die sich dort auf die wohl härteste Regatta der Welt vorbereiteten. Die Skipper segeln Einhand und Non-Stop um die Welt und dürfen dabei keine Hilfe in Anspruch nehmen. Ich kann mir keine größere sportliche Herausforderung an einen einzelnen Menschen vorstellen, egal wie oft ich darüber nachdenke.
Von Lorient ging es weiter zur Belle-Île-en-Mer und schließlich zur Île-de-Yeu, wo diese Etappe bei herrlichem Wetter am 12. September endete. Beide Inselchen kannten wir noch nicht und wir wären wohl auch daran vorbeigesegelt, hätte nicht unser Freund Jason Wright sie uns so eindringlich ans Herz gelegt. Wie Recht er damit hatte! In Le Palais auf der Belle-Île mieteten wir einen Motorroller und erkundeten sie auf zwei Rädern. Spontan ergab sich für mich auch die Gelegenheit zu einem Rundflug vom örtlichen Sportflugplatz. Danke auch für diesen Tipp, Jason! Auch auf der Île-de-Yeu verbrachten wir vor unserer Heimreise noch einige schöne Tage.
Inzwischen kündigte sich leider auch die zweite Welle der Covid-19 Pandemie an. La Rochelle, unser ursprüngliches Etappenziel lag in einem Risikogebiet und war damit keine Option mehr für uns. Wir verließen also unsere Sophie schweren Herzens, nahmen die Fähre zum Festland und machten uns auf die Heimreise.
Die Dritte und vorerst letzte Etappe begann für mich am 19. Oktober und hatte zunächst das Ziel, mit meinen Freunden Thomas und Martin das Boot sicher über die Biskaya und weiter bis nach Lissabon zu segeln, damit Diana dann zusteigen konnte. Soweit unser Plan! Nun ist es gut zu wissen, dass die Biskaya nicht unbedingt zu den einfachen Segelrevieren Europas zählt und das zu Recht. Im Oktober häufen sich dort die Herbststürme und machen eine Passage oft unmöglich. Es bedarf eines Wetterfensters, welches für mehrere Tage gute Bedingungen verspricht, um die Passage sicher meistern zu können. Unser Ziel war A Coruña, welches gut 330 Seemeilen, also etwa 600 Kilometer von unserem Startpunkt entfernt liegt. Unter normalen Bedingungen sollte die Überfahrt nicht länger als drei Tage dauern, aber was ist so spät im Jahr schon normal? Schon bald nach dem Ablegen wurde uns klar, dass unserer Routenplanung vielleicht etwas zu optimistische Annahmen zu Grunde lagen. Wir kamen deutlich langsamer voran als erhofft und der Wind fiel mit der Zeit mehr und mehr von vorne ein. Trotz Unterstützung durch den Motor war klar, dass wir unser Ziel nicht innerhalb der Gültigkeit unserer Wettervorhersage erreichen würden. Hätten wir unseren Kurs beibehalten, wären wir quasi ins Unbekannte gesegelt. Das wäre an Leichtsinn und Dummheit nur schwer zu überbieten gewesen. Stürme entwickeln sich mitunter sehr schnell und können ein Segelboot in kurzer Zeit an seine Grenzen bringen, von der Besatzung ganz zu schweigen. Was sollten wir also tun? Die Lösung bestand in einem Anruf bei Diana mit der Bitte, uns mit Hilfe unseres Freundes erfahrenen Skippers Wolf Knipfer eine aktuelle Wettervorhersage für unsere Position und Reststrecke einzuholen. Vorsorglich hatten wir schon unseren Kurs nach Süden in Richtung der nordspanischen Stadt Gijón geändert. Diese lag immerhin noch knapp 130 Meilen entfernt, aber das war eine Perspektive und passte auch besser zur Windrichtung. Kaum eine halbe Stunde später hatten wir auf Wolfs Vermittlung hin Uwe von Intermar am Sat-Handy, der uns eine hervorragende Wetterberatung gab und uns eindringlich empfahl, nicht weiter nach A Coruña zu Segeln, sondern Gijón anzulaufen. In Richtung A Coruña braute sich schweres Wetter zusammen und wir wären genau dort hineingesegelt. Wir erreichten Gijón morgens um 03:00 Uhr und es war dort beim Festmachen praktisch windstill – kaum zu glauben nach dem Wetter, welches wir draußen erlebt hatten. Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle an Wolf und Uwe für ihre schnelle und überaus kompetente Hilfe!
Eine Konsequenz aus diesem Erlebnis war, dass ich mir nun endlich die Zeit genommen habe, meine Kurzwellen-Funkanlage zu installieren, welche ich schon vor einigen Jahren gekauft, aber nie eingebaut hatte. Das für den Betrieb notwendige Amateurfunkzeugnis und mein persönliches Rufzeichen DC9MF hatte ich auch schon eine Weile. Würde die Anlage auch funktionieren, oder steckte irgendwo ein Fehler im Aufbau? Meine erste Funkverbindung war dann ein Gespräch mit Uwe DD1HUR, der meinen Anruf während der INTERMAR Funkrunde auf 14.313 MHz sofort beantwortete. In der Theorie war mir schon klar, dass das funktionieren sollte, aber dass dies auch praktisch und auf Anhieb klappte war einfach genial! Neben Sprechfunkverbindungen und E-Mail Empfang über tausende Kilometer Entfernung war es nun auch jederzeit möglich, von unterwegs aktuelle Wetterdaten in Form sogenannter GRIB-Dateien per Kurzwellenfunk zu empfangen und herunterzuladen. GRIB-Dateien enthalten in komprimierter Form die wesentlichen Wetterdaten für ein ausgewähltes Seegebiet und können am PC als Wetterkarte dargestellt werden. Dank Kurzwelle funktioniert das alles ganz ohne Internet oder Handy und auch weit vom Land entfernt.
Eine weitere Konsequenz war, bei INTERMAR e.V. eine Mitgliedschaft zu beantragen. INTERMAR ist ein Verein segelbegeisterter Funkamateure, die zweimal täglich in einer Funkrunde die Seglergemeinde mit aktuellen Wetterinformationen versorgen und auch in allen anderen Fragen ihre Hilfe anbieten. Dies ist nicht selbstverständlich und verdient Dank und Unterstützung!
Nachdem wir nun wohlbehalten und müde in Gijón angekommen waren, mussten wir aufgrund der aktuellen Wetterlage mehrere Tage warten, bis sich die Möglichkeit ergab, in Richtung A Coruña auszulaufen. Mit uns warteten mindestens noch vier andere Boote, denen es ähnlich ergangen war wie uns, und die Gijón als Ausweichhafen angesteuert hatten. Am 29. Oktober war es dann soweit. Der Wind hatte sich beruhigt und der Weg nach Westen war frei. Allerdings hatte ein kräftiges Sturmtief südlich von Island, welches sich aus dem ehemaligen Hurrikan Episilon entwickelt hatte, Dünung von bis zu sieben Meter Höhe erzeugt, die allerdings sehr langgestreckt war. Auch in Gijón sind solche Wellen nicht alltäglich, was man daran erkennen konnte, dass sich zahlreiche Schaulustige am Meer versammelten, um die hohe Brandung zu bewundern. Auch für uns war dies eine einmalige Erfahrung, denn solche Wellen findet man nicht in der Ostsee. Selbst in der Marina spürten wir die kräftige Dünung, die enorme Wassermengen ins Hafenbecken drückte und dort für starke Strömungen sorgte.
Weiter südlich in Nazaré an der portugiesischen Küste wurden an diesem Tag weltrekordverdächtige Wellenhöhen erreicht. In Nazaré versammeln sich in der Wintersaison die besten Surfer der Welt und versuchen die höchsten Wellen des Planeten herunter zu surfen. Ein lebensgefährliches Unterfangen bei Wellen, die über 20 Meter Höhe erreichen.
Auch in A Coruña mussten wir einige Tage pausieren und auf besseres Wetter warten. Uns wurde klar, dass wir in der Zeit, die uns zur Verfügung stand Lissabon sicher nicht erreichen würden. Porto schien realistischer und so begleiteten Thomas und Martin mich bei bestem Segelwetter bis zu dieser sehr sehenswerten Stadt und traten von dort ihren Rückflug an. Mit den Beiden zu Segeln hat mir riesigen Spaß gemacht und ich hoffe, dass sich irgendwann nochmal eine Gelegenheit für eine gemeinsame Tour ergibt. Gerne auch bei wärmerem Wetter und weniger Wind und Welle.
Seit Porto ist nun auch Diana an Bord und somit sind wir nun endlich wieder komplett. Ab hier ging es immer weiter Richtung Süden und das Wetter meinte es überwiegend gut mit uns. Auf unserem Weg lagen Figueira da Foz, Nazaré, Peniche, Cascais, Lissabon, Sesimbra, Sines und schließlich Lagos an der Algarve. Es gab viel zu sehen und noch Einiges zu berichten. Unterwegs haben wir manche Boote und deren Crews mehrfach getroffen und uns mit ihnen ausgetauscht.
In Peniche trafen wir Matthias und Filip, die mit ihrer ‚Clipper‘, einer brandneuen Sirius 35, ebenfalls unterwegs in Richtung Algarve waren und mit denen wir uns auf Anhieb prima verstanden haben. Matthias ist in Neustadt/Holstein gestartet und hat den ersten Teil der Strecke Solo zurückgelegt, bis Filip dann in Amsterdam an Bord kam und die Reise gemeinsam weiterging. Bis Lagos haben wir uns immer wieder getroffen und uns mit den Beiden angefreundet. Dort trennten sich unsere Wege, denn die Clipper bleibt in Lagos, während Matthias und Filip über Weihnachten nach Hause flogen. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen mit den Beiden!
Auch Diana und ich mussten nach gut 10 schönen Tagen in Lagos wieder getrennte Wege gehen, denn nun stand die Überfahrt nach Lanzarote auf dem Plan. Wir möchten mit unserer Miss Sophie im nächsten Jahr für einige Wochen die Kanaren erkunden und von Insel zu Insel segeln, was in Tagesetappen problemlos möglich ist. Von Lagos bis nach Lanzarote sind es gut 550 Seemeilen, also über 1000 Kilometer, was für Diana aus verschiedenen Gründen leider nicht möglich ist. „Was nun?“ war jetzt die große Frage. Niemand unserer segelnden Freunde hatte so kurzfristig Zeit, zumal es auch nicht sicher absehbar war, wann das liebe Wetter uns diesmal den Weg für die Überfahrt frei machen würde. Notfalls hätte ich die Strecke auch alleine segeln können, aber das wäre sehr anstrengend und auch nicht unbedingt sicher gewesen. Davon abgesehen war für mich die Vorstellung von fünf schlaflosen Nachtwachen nun wirklich nicht attraktiv. Die Lösung fand sich in einer Facebook-Gruppe namens ‚Hand gegen Koje‘, in der ich den Törn angeboten und auch bald zwei Interessenten gefunden habe. Tim aus Berlin und Julian, der schon in Portugal unterwegs war, heuerten kurzfristig bei mir an und so konnten wir am 06. Dezember um 11:30 Uhr in Richtung Lanzarote starten. Das Wetter meinte es gut mit uns und nach genau 99 Stunden erreichten wir die Marina Arrecife auf Lanzarote. Ein bisschen müde und gut durchgeschüttelt waren wir schon, aber die Fahrt verlief bei gutem Wind sehr sicher und zügig. Natürlich hatten wir dieses Mal die Möglichkeit per Kurzwelle an den täglichen Funkrunden teilzunehmen und wurden ‚wettermäßig‘ vom INTERMAR-Team perfekt unterstützt. Kurioserweise wurden wir diesmal von einer anderen Crew mit gleichem Ziel angefunkt und konnten diese mit aktuellen Wetterinformationen versorgen.
In Lanzarote wurden wir sehr herzlich von Uwe (DF5AM) in Empfang genommen, einem der Moderatoren der täglichen INTERMAR Funkrunden. Es war mir ein besonderes Vergnügen, nun auch den Menschen hinter der freundlichen Stimme aus dem Äther persönlich kennenzulernen. Gemeinsam wurden wir von Almuth und Edi, einem erfahrenen Weltumseglerpaar, zu einem Begrüßungstrunk auf die SINGLE MALT eingeladen. Ich glaube viel schöner kann man nicht ankommen.
Allerdings fehlte nun noch Diana zum Glück, damit wir endlich wieder komplett waren. Dies hat sich als das eigentliche Abenteuer entpuppt. Dank der immer weiter zunehmenden und notwendigen Einschränkungen im Rahmen der Covid-19 Pandemie haben wir lange nach einer Lösung suchen müssen, wie Diana nach Arrecife reisen könnte. Es ist inzwischen der 14. Dezember und ich sitze noch immer alleine auf dem Boot, während Diana sich (wieder) in Lissabon befindet und hofft, morgen früh via Madrid nach Lanzarote fliegen zu dürfen. Die letzten Tage hatte sie auf Madeira verbracht und sollte schon gestern von dort auf die Kanaren fliegen, was aber dank einer Last-Minute Regeländerung der spanischen Regierung unmöglich wurde. Ohne aktuellen Corona PCR-Test durfte niemand mehr Fliegen. Die bisherige Regelung der Testung bei Ankunft wurde quasi über Nacht außer Kraft gesetzt. Neben Diana war noch ein gutes Dutzend weiterer Passagiere von der neuen Situation überrascht worden. Statt nach Lanzarote flog Diana gestern spontan nach Lissabon in der Hoffnung, dort einen Test und dann einen Flieger nach Arrecife zu bekommen. Wir hoffen, dass nun alles klappt und wir uns morgen wiedersehen werden…
Nachtrag: Es hat alles geklappt! Test negativ, Flieger positiv, alles gut!
Hallo nach Arrecife, viel Spass auf der Insel, ohne uns diesen Winter
und guten Rutsch in 2021! Elke Werry
Hallo und vielen Dank für die guten Wünsche. Wir sind seit Sonntag zurück in Heidelberg und in Quarantäne. Ab März geht‘s weiter mit unserem Abenteuer.
Herzliche Grüße und alles Gute für 2021!
Markus Fechler